“Groß und geil”, so lautet der erste Eindruck von Molass kurz nach der Ankunft in der Festival Arena auf der Musikmesse in Frankfurt. Erst im September 2017 gegründet, hat die Neo-Soul-/New-Jazz-Band bereits eine beträchtliche Anzahl an Shows hinter sich und konnte sich dabei bereits eine große Fangemeinde erspielen. 2018 veröffentlichten Molass ihr erstes, in Eigenregie entstandenes Album “Green Sky”, das mit seinen experimentellen Kompositionen und raffinierten Arrangements gleichermaßen die Kritiker überzeugen konnte.
Ausgewählt wurde die Band für die heutige Show auf der Musikemesse exklusiv bei Backstage PRO. Dabei könne sie sich nicht einmal genau darin erinnern, wann sie ihre Band dafür beworben habe, gesteht uns die studierte Schauspielerin und Molass-Sängerin Marissa Möller – Es sei schließlich nur ein einziger Klick nötig gewesen.
Auf Messers Schneide
Doch nicht alles läuft so rund für die Kölner Band: Nur zwei Tage vor der Show stellt sich erst spätabends heraus, dass Bassist Felix aus gesundheitlichen Gründen nicht spielen können wird. Während Keyboarder Jan nach einer zehnstündigen Probe noch bis vier Uhr morgens die Bass-Sheets zu den Songs erstellt, findet Marissa nach ca. 20 Telefonaten Ersatz: Bassist Roman Fuchß hat nun noch einen Tag Zeit, sich das Material der Band für eine Stunde Spielzeit anzueignen.
“Das war echt hart”, erzählt uns Jan. “Aber Roman hat sich so gut vorbereitet, Hut ab! Er ist eben ein Vollprofi.” Mit Marissa sprechen darüber, wie der Live-Alltag der Band normalerweise aussieht.
“Am besten funktioniert es für mich, die Aufregung anzunehmen”
Backstage PRO: Vorfreude, Lampenfieber oder vielleicht sogar vollkommene Gelassenheit – Wie ist bei euch in der Regel die Stimmung vor einer Show?
Marissa: Vorfreude und etwas Aufregung sind natürlich immer dabei. Insgesamt sind wir vor einem Gig jedoch in der Regel eher ruhig. Allerdings muss ich sagen, dass ich persönlich doch schon oft sehr aufgeregt bin.
Backstage PRO: Wie hältst du die Aufregung im Zaum?
Marissa: Am besten funktioniert es für mich, mich mit diesem Zustand einfach abzufinden, ihn anzunehmen und damit rauszugehen.
“Es gibt nichts Schlimmeres, als einen schlechten Monitorsound”
Backstage PRO: Was sind für euch die wichtigsten Voraussetzungen, damit ihr bei eurer Performance das Beste aus euch herausholen könnt?
Marissa: Guter Sound. Es gibt nichts Schlimmeres als einen schlechten Monitorsound auf der Bühne. Das kann einem wirklich den Auftritt versauen.
Backstage PRO: Gibt es auch speziell vor der Show Dinge, die auf positive oder negative Weise zu eurer Performance beitragen können?
Marissa: Das ist schwer zu beantworten. Für jeden ist es anders und auch immer tagesabhängig. Meine Devise lautet jedenfalls: Immer positiv bleiben. Auch wenn, wie jetzt, der Bassist einen Tag vor dem Auftritt erkrankt und ein Sub eingearbeitet werden muss.
Backstage PRO: Verbringt ihr vor oder nach euren Shows Zeit an den jeweiligen Orten, etwa zum Sightseeing, oder beschränkt sich euer Aufenthalt eher auf die Konzertlocation und Schlafplätze, Hotelzimmer o.Ä.?
Marissa: In der Regel hat man leider kaum bis nie Zeit dafür, da der Get-In für Bands meistens schon nachmittags ist und der Rest des Tages für die Anreise, Check-In usw. draufgeht. Nach einem Gig müssen wir meistens schnell wieder los, da jeder immer noch irgendeinen Termin hat. Ein gemeinsames Bier ist aber immer drin!
“Als Schauspielerin muss ich viel brüllen”
Backstage PRO: Wie wichtig sind für euch Aufwärmübungen und wo führt ihr diese bevorzugt durch?
Marissa: Ich bin auch Schauspielerin und muss bei Vorstellungen im Theater viel brüllen. Ich muss demnach auf meine Stimme besonders Acht geben, und das bedeutet auch, sich warmzusingen. Ich singe mich daher auf jeder Autofahrt ein und nach dem Gig wieder aus, das kann Jan bezeugen (lacht). Unser Drummer Lambert spielt vor einer Show zudem immer irgendwo mit seinen Sticks herum.
Backstage PRO: Was war euer schlimmstes Erlebnis bei einer Show?
Marissa: Unser allererster Gig war auf der Weihnachtsfeier einer Firma. „Gerne was eigenes und jazziges – hauptsache schön“ – leider standen alle draußen bei den Fressbuden und lauschten der Weihnachtsedition von Michael Bublé und einigen Schlagernummern, die lauter als unser eigener Sound waren. Unser Drummer wurde bei seinem Solo wiederholt unterbrochen mit den Worten: „Ich höre ja gerne Jazz in meinem Wohnzimmer, aber hier sind Menschen, die wollen Schlager hören. Also bitte etwas gediegener.“ Das geschah während wir den Song Foramen Magnum spielten.
Backstage PRO: Wenn ihr längere Zeit gemeinsam “on the road” seid: Bleibt es bei euch stets harmonisch oder gibt es auch Momente, in denen ihr euch gegenseitig auf die Nerven geht?
Marissa: Bei uns ist alles immer ganz entspannt. Auf die Nerven sind wir uns noch nie gegangen, es wird nur mit zunehmender gemeinsamer Zeit immer albener. Im Juni spielen wir unsere erste kleine Tour durch Hannover, Hamburg und Berlin. Dann werden wir sehen wie die gemeinsamen vier Tage ausgehen werden.
Backstage PRO: Danke für das Gespräch!